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Marcus Tullius Cicero

In Verrem, II 5

[…]

[26] Vernehmt oh ihr Richter, wie leicht und wie angenehm sich dieser sie Mühe der Reisen, die ganz besonders groß im Militärwesen und in Sizilien besonders wichtig ist, durch ein ausgeklügeltes System gemacht hat. Er hatte sich zunächst ein ausgezeichnetes Gegenmittel gegen die Stärke der Kälte in winterlichen Zeiten und gegen die Gewalt der Gewitter und der Flüsse beschafft. Er hatte sich die Stadt Syrakus ausgewählt., deren Lage und landschaftlich-klimatische Voraussetzungen so beschaffen sein sollen, dass es niemals einen Tag mit einem so großen und heftigen Gewitter gab, dass die Menschen zu irgendeiner Zeit an diesem Tage nicht die Sonne gesehen hätten. Hier lebte dieser gute Feldherr so, dass ihn keiner nicht nur außerhalb seines Hauses sondern nicht einmal außerhalb des Bettes leicht gesehen hätte. So verstrichen die Kürze des Tages mit Gelagen und die Länge der Nacht mit unzüchtigen Handlungen und Schandtaten.

[27] Als der Frühling begonnen hatte - dessen Anfang bemerkte er nicht durch den milden Westwind oder durch irgendeinen Stern, sondern als er eine Rose gesehen , da glaubte er, dass der Frühling beginne - widmete er sich der Arbeit und der Reise. Auf dieser zeigte so geduldig und tüchtig, dass ihn keiner jemals auf einem Pferd sitzen gesehen hat. Denn er wurde in einer Sänfte mit acht Trägern getragen, wie es Sitte der bithynischen Könige war, in welcher es ein durchsichtiges maltesisches mit Rosen gefülltes Kissen gab. Er selbst hatte einen Kranz auf dem Kopf, einen um den Hals und zu seiner Nase bewegte er ein mit Rosen gefülltes Netzchen aus dünnem Leinen mit sehr kleinen Maschen. Nach Ende der Reise ließ er sich, als er irgendeine Stadt gekommen war, in der selben Sänfte ins Schlafzimmer hinabtragen. Dorthin kamen die Beamten der Sizilianer und die römischen Ritter, was ihr von den Zeugen gehört habt. Meinungsverschiedenheiten und wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wenig später wurden die Rechtsentscheidungen mit nach hause genommen. Als er in seinem Schlafzimmer ein Weilchen Rechtsentscheide - nicht nach Gerechtigkeit sondern nach Preis - erteilt hatte, dann meine er, dass man die restliche Zeit Venus und Bacchus schulde.

[…]

[68] Ihr habt alle von den syrakusischen Steinbrüchen gehört, die meisten kennen sie. Es ist ein gewaltiges und riesiges Werk von Königen und Tyrannen. Das ganze besteht aus Fels, der in eine unglaubliche Tiefe herabgesenkt ist und durch die Arbeit vieler ganz herausgeschnitten wurde. Es kann nichts so enges zu Herausgehen, nichts von allen Seiten so umzäuntes, nichts so sicheres zur Bewachung weder gemacht noch gedacht werden. Es wurde befohlen, dass, wenn welche öffentlich zu bewachen war, diese auch aus anderen Städten Siziliens in diese Steinbrüche gebracht wurden.

[…]

[145] Jedes Schiff aus Asien, jedes aus Syrien, jedes aus Thyros, jedes aus Alexandria wurde sofort von allen Spitzeln und Wächtern festgehalten. Die Seemänner wurden alle in die Steinbrüche geworfen, die Lasten und die Wahren wurden in das Haus des Prätors weggebracht. In Sizilien hielt sich nach langer Zeit, nicht jener Dionysos der Zweite oder Phalaris - jene Insel brachte nämlich viele grausame Tyrannen hervor - sondern ein gewisses neues Monster von jener alten Grausamkeit auf, die an den selben Orten vorgekommen sein soll.

[146] Ich glaube nämlich, dass Charybdis und auch Skylla den Seeleuten in dieser Meerenge nicht so feindlich gewesen sind wie dieser es in der selben gewesen ist. Dieser war dadurch feindlicher, dass er sich mit noch viel mehr und gräulicheren Hunden umgürtet hatte. Dieser zweite Kyklop war noch brutaler: denn dieser besetzte ganz Sizilien, jener erste soll nur den Ätna und diesen Teil Siziliens gehabt haben. Aber welcher Grund wurde von diesem, oh ihr Richter, für diese ruchlose Grausamkeit vorgeschoben? Der selbe, der nun in der Verteidigung erwähnt werden wird. Welch Leute auch immer, die ein wenig reicher waren, nach Sizilien gekommen waren, von denen sagte er, dass sie Soldaten des Sertorius seine und vor Dianias flöhen. Jene legten zur Abwendung der Gefahr durch Bitten teils thyrischen Purpur, teils Weihrauch und wohlriechende Essenzen sowie Leinengewänder, teils Gemmen und Perlen vor, einige auch griechische Weine und käufliche Asiaten, damit man erkenne, aus welchen Gegenden sie hergesegelt seien. Sie hatten nicht vorausgesehen, dass diese Sachen selbst ihnen zur Gefahr würden, von denen sie dachten sie als Argument für die Rettung zu gebrauchen. Man sagte, dass dieser da nämlich diesen dieses aus Kumpanei mit den Piraten genommen habe. Er befahl diese selbst in die Steinbrüche abzuführen und ließ die deren Schiffe und Ladungen sorgfältig bewachen.

[147] Weil der Kerker, nachdem er dies eingerichtet hatte, mit Händlern voll war, geschah jenes, von dem ihr gehört habt, dass es Lucius Suettius, ein römischer Ritter und ein hoch geehrter Mann, gesagt habe, und ihr übrigen hören werdet. Die Nacken römischer Bürger wurden im Kerker auf äußerst unwürdige Weise gebrochen, dass auch jener Hilferuf "Ich bin ein römischer Bürger", der oft in den entferntesten Ländern unter Barbaren Hilfe und Rettung bringt, jenen einen noch härteren Tod und eine frühere Hinrichtung brachte.

[…]

[180] Irgendeiner wird vielleicht fragen: „Wirst du also eine so große Mühe und so große Feindschaften so vieler Menschen auf dich nehmen?“ Nicht aus Liebhaberei gewiss, bei Herkules, und nicht aus irgendeinem Willen. Aber mir ist nicht das selbe erlaubt, das denjenigen, die im adligen Stande geboren sind, erlaubt ist und denen alle Wohltaten des römischen Volkes im Schlaf übertragen werden. Ich muss unter weit anderen Gesetzen und Bedingungen in dieser Bürgerschaft leben.
Mir kommt etwas von Marcus Cato, einem überaus weisen und wachsamen Menschen, in den Sinn. Dieser nahm, weil er glaubte, dass er dem römischen Volke durch seine Tapferkeit, nicht durch seine Abstammung empfohlen werde, weil er wollte, dass der Anfang seines Geschlechts und Namens von ihm selbst gegründet und fortgepflanzt werde, die Feindschaften sehr mächtiger Menschen auf sich und lebte mit seinen Mühen bis ins höchste Alter mit höchstem Ruhm.

[181] Erreichte Quintus Pompeius, der von niederer und dunkler Abkunft war, nicht später trotz sehr vieler Feindschaften und unter größten persönlichen Gefahren und Mühen die höchsten Ehren? Wir sahen gerade Gaius Fimbria, Gaius Marius und Gaius Caelius nicht mit mittelmäßigen Feindschaften und mühen kämpfen, damit sie zu diesen Ehren gelangen, zu denen ihr durch Spiel und ohne euch darum zu kümmern gelangt. Das selbe ist die Linie und Richtung unseres Lebensplanes, wir verfolgen die vorgegebenen Grundsätze dieser Menschen.
Wir sehen, wie groß der Neid und wie groß der Hass bei gewissen adligen Männern auf die Tugend und den Fleiß der Aufsteiger ist. Wenn wir nur ganz wenig unsere Augen abwenden, sind Hinterhalte bereit. Wenn wir uns irgendeine Blöße für Verdacht und Anschuldigungen geben, müssen wir sofort eine Verwundung hinnehmen. Wir sehen, dass wir immer wachen und uns immer abmühen müssen.


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